Tuesday, August 01, 2006

Date: 11.11.2002 12:34

¡Hola tios!

Also Tortilla machen kann ich jetzt schon ganz gut(das ist das oag fettige, saettigende Zeug aus Erdaepfeln, Zwiebeln, Eiern, ein wenig Salz und viel, viiiiel Oel). Mein Ruf als Tortillakoch reicht schon soweit, dasz ich eingeladen werde, Tortilla bei Freunden zu kochen, damit die auch einmal was G'scheites lernen. So geschehen letzten Freitag, da war ich in der Wohnung eines belgischen Freundes, und wir haben zusammen mit einem Franzosen(mit den beiden war ich auch in Lissabon) Tortilla gemacht. Ist witzig, wenn man wie der Tortillachef behandelt wird, obwohl das eigentlich so gut wie gar nichts heiszt. Apropos Heimat: Apfelstrudel kann ich hier in meiner Wohnung ja keinen machen, weil wir kein Backrohr haben, nur unseren popeligen Gasherd. Aber seit letzter Woche ist bin ich in meiner WG auch fuer "Tortilla de Austria" bekannt. Naemlich folgendes: Mein Schwesterherz hat mich auf die Idee gebracht, aufgrund des akuten Apfelstrudelmangels doch einmal eine suesze Tortilla mit Aepfeln zu probieren. Gedacht, getan. Ich hab einfach dasselbe gemacht wie bei einer normalen Tortilla española, nur das ich statt zwei Zwiebeln zwei Aepfel reingeschnitten habe(ein Satz, in dem drei Woerter hintereinander mit "Z" beginnen), und statt dem Biszchen Salz haufenweise Zucker. Das Ergebnis war durchaus zufriedenstellend. Hat gereicht fuer zwei Tortillas, und weil das 1.eh sehr saettigend ist und 2.man ist ja nicht so, hab ich auch gleich alle anderen in der WG kosten lassen bzw dazu ueberredet, ein Stueck zu kosten. Waren recht begeistert! Das geht jetzt sogar soweit, dasz die Daenin zusammen mit der Canadierin gestern als Nachahmungstaeterinnen die Kueche versauten(versauten deshalb, weil so Tortilla machen ordentlich die Kueche anpatzt -slopping!) Ich war gestern Abend nicht zuhause, es wartet aber noch ein wenig ihrer Tortilla Austriaca auf mich, habe die Canadierin heute morgen getroffen, ich musz umbedingt probieren, wenn ich nachhause komme.
So gemeinsam kochen ist ueberhaupt witzig, weil's Spasz macht und schmeckt,und man kann was lernen. Wie ich letzte Woche in der Kueche war, darueber sinnierend, was ich denn kochen soll, ist die Belgierin hereinspaziert und wir haben gemeinsam eine aeuszerst leckere Sosze gemacht fuer Spaghetti. Gut, beim Soszen machen hab ich mehr zugeschaut und Ideen gesammelt, aber die chinesischen Spaghetti hab ich dann ganz alleine gekocht!*stolzsei-sind Schnellkochnudeln*
Bei all dem Essen bekomme ich Hunger. Naja, Mittagessen gibt's in der Mensa erst ab 13h.
Was ich eigentlich schreiben wollte: Am Samstag hatten wir in unsrer WG einen Paellakurs. Von unsrer allgegenwaertigen Vermieterin natuerlich. Diesmal war sie aber ueberhaupt nicht nervig oder so. Sie hatte das schon eine Woche vorher mit irgendwem von uns ausgemacht, und uns dann allen im Laufe der Woche gesagt. Da ich nicht so der Meeresfruechteliebhaber bin, und auszerdem eh schon so viele Leute in der Kueche dabei waren, wohnte ich diesmal nicht der ganzen Kochzeremonie bei. Bei Bedarf kann ich das Rezept nachreichen, die Hollaenderin hat mitgeschrieben, in Englisch. Frage mich allerdings auch, ob das viel Sinn haette, das nach Oesterreich zu schicken, wo man doch FRISCHE MEERESfruechte braucht und A ist ein Binnenland. Wie auch immer. So um 15h(klassische spanische Mittagessenszeit) war das Ganze dann fein duftend fertig. Wir haben noch einen Tisch im Gemeinschaftsraum dazugestellt und das alle gemeinsam gegessen, d.h. die neun WG-Insassen, ein Gast vom Franzosen und das Vermieterehepaar. War ziemlich leiwand, auch das erste Mal, dasz alle aus der WG gemeinsam gespeist haben. Es wurden auch haufenweise Photos gemacht, allerdings nicht von mir, da der Raum ein "Room without a window" ist=> die Lomo haette solange belichtet, dasz man nicht viel erkannt haette von den Leuten. Aber wenn fuenf andere Leute herumknipsen, kann man sich ja wunderbar Gruppenphotos
nachmachen lassen.
Die Paella war vorzueglich.
(fuer alle Ignoranten: Das ist so ein gelber Reis mit etwas Paprika und haufenweise Krebserln und Muscheln drin)
Fischzeugs musz man halt moegen. Aber es war frisch und gut, wenn's ned jeden Tag ist, ist's ganz in Ordnung. Ging uebrigens alles auf Kosten der Vermieter, wir ihnen angeboten, fuer die Meeresfruechte usw. zu zahlen, aber sie lieszen es sich nicht nehmen, dasz das auf ihre Kosten ging. Wein haben sie auch mitgebracht. Den haben wir dann als "Vino de Verano", sprich Sommerwein, getrunken, d.h.: Sie haben auch so ein Zuckerwasser(wie Sprite) mitgebracht und das 1:1 mit dem Wein gemischt. Kommt mir von der Zielsetzung aehnlich vor wie Sangria, man nimmt Wein, es kann auch billiger sein, und macht etwas daraus, das gut schmeckt und so leicht zu trinken ist wie Limonade. Die Spanier, die Trangler.
Apropos Sangria: Das kann ich ja auch schon machen, anch einem Rezept von spanischen Freunden hier. Ist ganz gut, aber um zu wissen, wie's ein soll, haben uns am Freitag, nachm Tortillakochen, ein paar Spanier in die beste Sangriahoehle Madrids gebracht. Hoehle, weil's wirklich Hoehle heiszt, Sangria, weil sie den besten Sangria Madrids haben. Wir muszten uns auch anstellen. Das ist naemlich ein Kellerlokal, und sie lassen nur Leute rein, wenn auch Plaetze frei sind, sprich an einem Freitagabend bildet sich eine ganz schoen lange Schlange. Man sieht nicht wirklich ins Lokal beim Anstellen, weil man noch so ums Eck die Stiegen runter musz. Der Spanier, dessen Idee es war, hat uns gesagt, wir koennen ihn umbringen, wenn der Sangria nicht gut ist. Nun, er lebt noch. Wir muszten zwar ueber eine halbe Stunde anstellen, aber das war's wert. Das Lokal selbst ist ziemlich leiwand, tolle Atmosphaere. So Kellerboegen halt, mit etlichen Kunstplakaten(gute Bilder) und haufenweise Zitaten verschiedenster Schriftsteller. Eine Goethezitat war auch dabei, in Spanisch(nein, nicht ausm Goetz). Und der Sangria war wirklich ausgezeichnetst. Die Spanier haben uns auch ein Trinkspiel gezeigt, bei dem rei um jeder zwei Muenzen wirft und blablabla wie bei jedem Trinkspiel geht's darum dasz der Sangria schneller
wegkommt, bevor er schlecht wird.

Das email hat mir einen ziemlichen Guster gemacht, bisher. Was ist sonst noch so passiert? Letzte Woche war hier in Madrid die SIMO, das ist eine Messe fuer neue Technologien, aehnlich der Ifabo in Wien,nur groeszer. Ich hatte ein Freiticket von meiner Uni. Wollte am Donnerstag hingehen, dann hat mir ein Freund gesagt, dasz es bis Freitag nur fuer "professionals" und noch nicht fuer Normalsterbliche ist. Wuszte nicht, ob mein Ticket professionel genug ist. Samstag war Paellaessen, und wie ich am Sonntag zum Messegelaende komme, sperren sie gerade zu. Ich hatte schon so eine Vorahnung, und dann hat das Prinzip Hoffnung wieder einmal versagt. War recht frustrierend, die ganzen Leute mit all dem netten Werbematerial aus dem Messegelaende kommen zu sehen. Naja, ich bin noch ein wenig in der Sonne herumspaziert, wenigstens die war am Sonntag herrlich. Damit die Kultur nicht zu kurz kommt, bin ich am Abend dann noch mit dem Schweizer aus meiner Wohnung ins Kino gegangen, "El imperio del fuego". Ein wunderbarer Film amerikanischer Herkunft, in dem ein Haufen Drachen die Erde erobern will. Zuallererst verbrennen sie einmal Europa, weil das zwar niemand wirklich schmerzt, aber doch noch bekannt genug ist, um dramatisch zu wirken. Ich schaetze, wenn ich mir die neue spanische "Don Quijote"-Verfilmung anschauen werde, wird der Kulturgehalt des Filmes etwas hoeher sein*zwinker*

Letzte Woche haben die Temperaturen hier uebrigens das erste Mal die magische zehn-Grad-Celsius-Grenze unterschritten, wie ich des Nachtens bei einer der vielen hiesigen Anzeigetafeln vorbeigegangen bin. Wie ich diese erschuetternde Tatsache gestern beim chatten mit einer Freundin aus Wien erwaehnt habe, fand sie das gar nicht so schlimm und konnte keinerlei Mitleid aufbringen, sowas. An dieser Stelle ein Grusz an alle Freunde, die sich gerade in Montreal befinden(Hallo Georg!)! Wie schaut's bei Euch so mit den Temperaturen aus?

Seit gestern weisz ich uebrigens, dasz in meiner Wohnung nicht nur der schnoede Plebs wohnt: Der Franzose hat gerade Besuch von einem Cousin, und sie haben was von ihrer Verwandschaft erzaehlt. Sie sind beide adelige, hatten auch einen Herald Tribune dabei, da war vorne drauf das Schlosz eines Onkels, ganz nett. Die Familie des Franzosen hat auch ein Schlosz irgendwo nahe Paris.
All animals are born equal, but some are more equal than others, nnnt?

Ich gehe Mittagessen,

¡Hasta la vista!

CGA de Madrid

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