Monday, July 31, 2006

Tourist in der Heimatstadt

Date: 03.11.2002 20:59

¡Hola!

This weekend i did some serious sightseeing.. Ah ja, und in Deutsch wollte ich das email schreiben. Letzte Woche habe ich kein Rundmail geschrieben, weil's nix zu berichten gab.

Dieses Wochenende fing ja gut an: Am Donnerstag, da der Freitag ja Feiertag war. Ich habe mich mit dem Amerikaner aus meiner Wohnung in meiner Wohnung zusammengetan, und wir haben Sangria gemacht. Sangria! Er hat sich zwar ein Rezept von unsrer beckackt-nervigen Vermieterin geben lassen, aber ich habe von meinen spanischen Freunden eines bekommen, das dem weit ueberlegen war. "More advanced", wie's der Amerikaner ausdrueckt. Also haben wir am Donnerstag Nachmittag in unsrer Kueche angefangen, Sangria zu machen. Da musz man ja behutsam vorgehen, mit dem noetigen Respekt fuer die Materie. Sangria musz ja auch mindestens einen halben Tag reifen, im Laufe dessen haben wir uns natuerlich immer wieder zwecks Qualitaetskontrolle in der Kueche eingefunden, verkostet, und sodann verbessert. Wer sich von der Qualitaet des Ergebnisses nicht per email ueberzeugen lassen will, es gibt auch eine, die weisz, wie's war, die jetzt in Wien ist, weil: Ich hatte dieses Wochenende Besuch aus der alten Heimat. Die Mia ist am Donnerstag Abend angekommen, also war der Sangria gerade richtig als Willkommensdrink. Fuer die, die jetzt nicht wissen, wer die Mia: Das ist eine gute Freudin von mir, die ich schon kenne, seit ich mich erinnern kann. Und, haha, ja, das sind schon einige Jaehrchen, an die ich mich erinnern kann. Na jedenfalls ist sie Donnerstag Abend hier angekommen. Nach Verkoestigung in Form von chinesischen Weizennudeln mit Sojasauce, begleitet von reichlich Sangria(gut!), ging's dann hinaus ins Madrider Nachtleben. HalloweenZ war, laut dem Amerikanischen Kalender. Wir haben ein paar meiner hiesigen Freunde vom Billard abgeholt und uns sodann ins Palacio aufgemacht. Nicht den Koenigspalast, sonder eine Art Palais, wenn man's mit Wien vergleicht, in dem allerdings keine Baelle stattfinden, nein, es wurde zu einer Discothek umfunktioniert. Da ist jeden Donnerstag eine internationale Party, sprich man kommt billiger oder gratis hinein, es ist bummvoll, und man kann sich einen Sticker mit dem eigenen, oder eigens ausgewaehlten Heimatland aufs Hemd kleben lassen. Faszinierend, wieviele Leute es gibt, die von den Islas Perilejas kommen(Na, wissmer eh, wo das ist? Wenn hast den Du in Geographie gehabt...) Da war jedenfalls auch eine Halloweenparty, sprich die Leute hinter der Bar waren verkleidet und auch eine lustige Hansln im herumwackelnden("tanzenden") Gevoelk. Mia war a bissal muede vom Flug usw., deshalb sind wir schon ziemlich frueh gegangen, kurz nach halb vier oder so. Bis vier waren wir jedenfalls im Bett. Apropos Bett. Die Mia hat bei mir uebernachtet. Das geht natuerlich nicht einfach so, weil wir haben die Wohnung ja nicht wirklich gemietet, die nervigen Vermieter kommen ja auch ca. 5 mal am Tag hinauf in die Wohnung, Besuch musz man ihnen vorher sagen, weil sonst faellt uns allen noch der Himmel auf den
Kopf. Na immerhin bekommt man ein Bett fuer den Besuch. In mein Zimmer paszt ein weiteres. Da koennten natuerlich auch mehr Leute schlafen, wenn ich z.B. die ganzen Wolldecken aus meinem Kasten am Boden ausbreite, wenn's nach mir ginge... Naja. Die Vermieter haben mir beim Einziehen gesagt, dasz Verwandte gratis bei mir uebernachten koennen(zumindest die ersten fuenf Tage) und Freunde 6 Euro pro Tag zahlen mueszen. Da die Mia ja quasi, einmal abgesehen von den rein "biologischen" Fakten, durchaus eine Cousine von mir ist, habe ich dieses auch meinen Vermietern mitgeteilt. Aber Cousine ist nicht verwandt genug. Nur meine Schwester und meine Eltern muessen nichts zahlen. Wahrscheinlich geht das aber auch nur mit amtlicher Bescheinigung der spanischen Einwanderungsbehoerde, dasz sie auch wirklich mit mir verwandt sind... Bevor ich zum Flughafen aufgebrochen bin, um die Mia abzuholen, war ich schon angefressen, weil die *¿#$%-Vermieter das Bett noch nicht gebracht hatten, obwohl sie es sich hunderttausendmal aufgeschrieben haben und ich sie auch mehrmals daran erinnern muszte. 5 Minuten, bevor ich zum Flughafen aufbrechen wollte, sind sie dann angetanzt. Bett ins Zimmer, gut, aber ich hab echt geglaubt, ich pack's
nimmer, wie ich mir Pablo, der Vermieter ploetzlich anfaengt, zu zeigen, "wie man das Bett ueberzieht". Er hat sich wahrscheinlich Sorgen gemacht, dasz ich das nicht weisz, dann beim Bett-Ueberzugs-Versuch die Wohnung in Brand stecke, wie auch immer, und dann sterben wir alle. Sie sind ja so besorgt. Hab ich erwaehnt, dasz Besucher nicht in die Kueche duerfen? Kein Scherz. Der Schweizer, der seit Montag Besuch aus Amerika hat, hat ihnen aber klar gemacht, dasz das absoluter Scheisz ist, und jetzt koennen Besucher einen eigenen(dritten!) Zettel unterschreiben, in dem steht, dasz sie Pablo&Paca nicht verklagen werden, wenn ihnen in der Kueche ein Gurkerl auf die Zehen fallt oder sowas, und dann duerfen sie in die Kueche. Wie wir gerade ins Palacio gehen wollten, ist ploetzlich Paca da gewesen, ganz besorgt, wir muessen endlich mit Mias Pasz hinunterkommen(die Vermieter wohnen ein Stockwerk tiefer), wo bleiben wir denn. Da muszte die Mia dann zwei Zetteln unterschreiben und einen Wisch mit ihren Daten inclusive Pasznº ausfuellern, bevor noch irgendwas passiert. Wie er dann angefangen hat vonwegen ob sie auch kochen wird hab ich ihm dann gesagt, dasz ich kochen werde(stimmt auch) und sie keinen behinderten Wisch
ausfuellen wird, damit sie in die Kueche darf. Sprich, immer wenn wir in der Kueche waren und man hat die Eingangstuere gehoert, hat sich die Mia auf den Gang vor die Kueche stellen koennen, koennten ja meine Vermieter sein. Klingt dumm, ist es auch. Beispiel: Ich hab der Mia den Hocker aus der Kueche auf den Gang rausgestellt, damit sie sitzen kann, solange ich koche. Da ist dann auch ein paar mal die Paca gekommen. Der kommt das ueberhaupt nicht deppert vor, dasz die Mia da am Gang sitzt "weil sie nicht in die Kueche darf". Ich hab es wirklich genossen, dasz ich direkt vor ihr sagen konnte "die sind halt ziemlich g'spritzt, meine Vermieter" und da war auch wer, der mich verstanden hat(ja, die Mia)
Freitags haben wir uns dann aufgemacht, Madrid von seiner touristischen Seite her zu erkunden. Zu Fusz und mit "MadridVision", das sind so Doppeldeckerbusse, wo man ein Tagesticket kaufen kann und dann denn ganzen Tag immer wieder ein- und aussteigen, im Bus selber sieht man mehr, als wenn man mit der U-Bahn durch Madrid faehrt und kann sich per Kopfhoerer in acht Sprachen(leider nicht gleichzeitig) erklaeren lassen, wo man gerade ist+G'Schichtln. Wen's naeher interessiert, wo wir an dem Tag aller waren, der Frage die Mia, es gfreut mich jetzt nicht ich darueber zu verbreitern.
Am Abend hab ich dann spanische Tortilla gemacht(heisz&fettigst), frischen Sangria hatte ich schon in der Frueh vorbereitet, weil ich auch noch ein paar Freunde eingeladen hatte zwecks Sangriagenusses. Wir sind dann nicht mehr woandershin ausgegangen, schwach, ich weisz, aber man kann auch in der eigenen WG ziemlich lange aufbleiben (wer wird denn da gleich muede zwinkern, Mia?) und SpaSZ haben, auszerdem muszten wir Samstags relativ frueh aufstehen, da ging's naemlich mit der Bahn zu El Escorial. Das ist ein ziemlich groszer Proz-Bau unweit von Madrid, ca. fuuunfhundert Jahre alt. Im Keller haben sie Granitsaerge mit allen schon verstorbenen spanischen Koenigen seit wasweiszichwann, drei Saerge sind noch frei. Das Ding selbst ist ja ganz beeindruckend durch seine Groesze, aber ansonsten kann's nicht soviel, quasi keine Verziehrungen oder sowas, sonder nur flache Waende und ueber 2000 Fenster. War ein witziger Tagesausflug, wir waren zu viert dort, mit einem belgischen Freund von mir und einer Freundin von ihm, die ihn auch gerade besucht hat. Die Mia hatte dann zwar ein bisserl Migraene oder sowas, hat sie gesagt, war wirklich ziemlich fertig bei der Rueckfahrt, aber wir sind trotzdem noch in die Reina Sofia gegangen, das ist das leiwande Museum modernerer Kunst. Die Dalìs muessen noch bis zu Mias naechtem Besuch warten, wir sind nur in die Photoausstellung von Elliot Erwitt gegangen, da die nur bis Mitte November hier ist. Das sind ein Haufen ziemlich leiwander Schwarzweiszphotos, entstanden in den letzten paar Jahrzehnten. Nach einem kraeftigenden Mahl ging's dann noch ein letztes Mal(fuer diesen Miabesuch) ab ins Madrider Nachtleben. Wir sind mit ein paar anderen in ein nettes Irishpub gegangen. Der Belgier hat und beeindruckenderweise mit seiner Besucherin vorgefuehrt, wie man RockN'Roll tanzt. In dem Pub haben sie dann auch einmal Musik aus Oesterreich gespielt, und zwar Falco. Im Gegensatz zu dem franzoesischen Popgedudel, bei dem die Belgier natuerlich mitgesungen haben, konnte wir bei Falco nicht mitsingen, da es eine englische Version war(Don't turn around, the commissar is in town, wer kennt den sowas) man musz ja froh sein, dasz sie nicht DJ Oetzi gespielt haben. Danach sind wir auch noch in eine neben dem Pub befindliche Discobar gegangen, damit die Mia auch noch die zwangsverschriebene Portion spanischer Popmusik zu hoeren bekommt. Ich hab an dem Abend auch ca. fuenf verschiedene Versionen von Lalala-lalalala-lalala-lalalala(Kylie Minogue) zu hoeren bekommen. Ich kenne bessere&v.a. spaszigere Wege, meinen eh schon maroden Gehoersinn zu schwaechen. Naja.
Apropos Discovolk: Wie wir Donnerstagnacht ins Palacio gekommen sind, wurde ich von einer aufgeregten Gruppe Spanier angeredet, sie wollten sich mit mir photographieren lassen. Am Anfang habe ich gedacht, die haben einfach nur einen Poscher, bis sie es geschafft haben, mir zu erklaeren, dasz ich angeblich wie Quentin Tarantino ausschauhe. Da sieht man wieder einmal, zu welchen geistigen Verwirrungen der uebermaeszige Genusz von Discomusik fuehren kann.

Heute ist nicht mehr viel Spannendes passiert. Ich hab die Mia nach knappen vier Stunden Schlaf zum Flughafen gebracht. Wie ich wieder in meiner WG war, hab ich mich ersteinmal hingelegt. Bin sofort eingeschlafen. Jeder hat seine Grenzen, auch nach zwei Monaten Madrid braucht der Koerper hin und wieder Schlaf, das werde ich mir nicht abgewoehnen koennen. Bzw. ich werde auch aelter oder was. Geweckt wurde ich dann von wirklich beschissenem franzoesischsprachigen Gedudel. Der Franzose in meiner Wohnung hat der Hollaenderin ganz stolz im Wohnzimmer seine Musik vorgespielt. Ich war zu faul um aufzustehen und ihre gute Laune mit meiner Muedigkeit zu unterbrechen, ich hab einfach in meinem Zimmer meine Musik aufgedreht. Das geht jetzt *freu, freu, ganz viel freu* weil die Mia mir meinen MD-Walkman+MDs mitgebracht hat. Danke nochmals! Nach zwei Monaten ohne eigene Musik war ich schon fast am Amoklaufen...


Wir sehen uns in Las Vegas wieder,

¡Hasta la vista!

CGA de Madrid

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