Saturday, November 11, 2006

Al Sur de Granada

Date: 25.02.2003 16:42

kurz vorab: Es folgt ein Bericht über meinen Ausflug in den Süden am letzten Wochenende. Wen's ned interessiert, kann ich verstehen, ganz einfach löschen, aber ned nachher beschweren, dasz ich wieder einmal ein so ellenlanges email verschickt habe.

¡Hola, ein Grusz in die weite Welt hinaus(auch wenn die meisten, die das lesen, gerade in Österreich hocken)!

Während in Wien das Sommersemester noch lange nicht begonnen hat und die Studenten somit noch die Freuden oder Lern-/Arbeitleiden der vorlesungsfreien Zeit genieszen können, ging es hier in Madrid schon letzte Woche Montags, pünktlich zum Ende der Prüfungszeit, wieder los. Was unsereinen ja ned davon abhalten musz, trotzdem ein wenig an Urlaub zu denken. Gedacht, getan. Freunde von mir sind nämlich schon letzten Montag ab in den Süden gebraust. Da konnte ich noch nicht mit, wäre wohl eher fatal für das ganze Semester gewesen, die ersten Vorlesungen mit den Übungsanmeldungen zu verpassen. Aber der Stundenplan hat sich (bis jetzt) wesentlich besser gestalten lassen als im letzten Semester, sodasz ich dann Mittwoch Abend ohne Probleme mit dem Franzosen aus meiner WG nachfahren konnte in den Süden. Der ist nämlich erst Mittwoch tagsüber aus Frankreich zurückgekommen und die Uni ist ihm nicht sooo wichtig, da ist die Reiselust schon gröszer. Auszerdem ist er mit Auto hier in Madrid, was das in den Süden kommen doch enorm erleichtert. Die Fahrt in den Süden war dann nicht weiter spannend. Drei überdimensionale Stiere haben wir gesehen, so ähnlich wie Pappaufsteller nur ungefähr so hoch wie drei übereinandergestapelte LKWs, in der Form wie die Pickerl, die sich manche Touristen zum hinten aufs Auto picken kaufen(sprich schwarz in Umriszform), aber das verwundert ja ned weiter, dasz die Spanier das neben der Autobahn aufstellen. Dann ist es eh recht bald dunkel geworden und auszerdem hats zu schütten angefangen. Wir sind nahezu zum südlichsten Zipfel Spaniens gefahren. Da hat eine Schweizer Bekannte von mir eine Wohnung, und sie war schon seit Montag mit dem Belgier aus meiner WG, sprich ihrem Freund, dort. Die Wohnung ist natürlich eigentlich von ihren Eltern, und die haben sich die zugelegt, weil da gleich daneben ein Golfplatz ist. Wovon wir an dem Abend ned so oag viel bemerkt haben, weil es wie gesagt eben schon dunkel war und auszerdem gewaschelt hat. Nach herzlichem Empfang war ich froh, endlich schlafen zu können, da ich schon saumüd war, die Uni hatte ja drei Tage zuvor begonnen, sprich das mitm Frühaufstehen ist wieder losgegangen. Geschlafen hab ich herrlich, die haben dort wirklich gute Betten, wesentlich besser als in meiner StudentenWG, und sogar echte Decken anstatt solcher Wollfetzen... Als mich der Belgier des Morgens geweckt hat, ist er durch mein Zimmer auf den Balkon gestürmt, um sich in die Sonne zu stellen. Ich bin auf und im noch schlaftrunken nachgetorkelt. Sonne-herrlich! Und von dem Balkon aus sieht man aufs 16.Loch des Golfplatzes. Da haben auch gerade ein paar reiche alte Säcke gespielt. Direkt vor dem Loch ist so eine Sandgrube. Da stand einer der alten Männer gerade drin und drosch mit seinem
Eisenstiel auf das kleine weisze Kügelchen, woraufhin das zum Rand der Sandgrube gesprungen ist, um dann von dort wieder in die Sandgrube zurückzurollen. Wir sind in schallendes Gelächter ausgebrochen. Der alte Mann hat das gehört, zu uns hinaufgeblickt, gegrinst und freundlich gewunken. Wir haben zurückgewunken. Ob das ganze seinen Tag genauso bereichert hat wie meinen, weisz ich allerdings ned. Auch nicht, wie oft er schon beim Golfen von zwei gerade aufgestandenen Jugendlichen in Boxershorts und T-Shirts, die nochdazu keine Ahnung von Golf haben, ausgelacht wurde - und sich drüber gefreut hat.
Donnerstag war, nach Granada gings. Was gibts da zu sehen? Nun, was einem alle sagen, die Alhambra. Granada war die Stadt, die noch am längsten unter maurischer Herrschaft war, und die Alhambra ist ein groszer Palast mit vielen arabischen Schnörkseln, berühmt für die vielen bis in kleine Details individuell gestalteten Muster und Inschriften(die für den nicht arabisch-lesen-könnenden auch eher wie Muster wirken).
"Wer stirbt, ohne die Alhambra gesehen zu haben,....
...ist auch tot!" CGA, dos mil tres
Zugegebenermaszen, leicht abgewandelte Version des angeblichen Sprichworts über die Alhambra aus meinem Reiseführer, aber ehrlich: Ist ganz nett anzuschauen, aber so ein must-see ist es auch wieder nicht gewesen. Wenn wir nur deshalb dort gewesen wären, wär ich ja fast enttäuscht gewesen. Aber wir sind dann noch zu Fusz weiter durch die Stadt gewandert. Der Franzose hat dann einmal gemeint, er möchte rechts abbiegen, obwohl das nur ein nichtssagendes kleines Gassl war, in dem nichts zu sehen war. War dann aber doch ziemlich leiwand, weil wir nach zehn Minuten Aufwärtsgehen in eine sehr bevölkerte, obschon auch recht enge, Gasse einbiegen konnten, die so ziemlich im Zentrum des arabischen Viertels zu sein schien. Voll mit kleinen Geschäften mit zum Teil interessantem Zeugs, zum Anschauen. Am unteren Ende haben wir uns dann in so eine Teehaus oder wie man das nennt gesetzt. Gmiatlich! Blind mit dem Zeigefinger einen der vielen Tees aus der Karte gewählt - und Glück gehabt! War wirklich gut, der Tee, der Belgier hatte weniger Glück, hatte eine Teemischung eher fragwürdigen Geschmacks erwischt. Auf allgemeinen Wunsch hin haben wir uns dann auch noch eine Wasserpfeife für den Tisch bestellt. Hab sowas noch nie
ausprobiert, mit hat nur einmal ein Freund von mir erzählt das er auf einer Pfarrreise sowas von einem Priester irgendwo im Hinterland ausprobieren konnte, mit Kirschgeschmack. Wir wählten Apfelgeschmack. Sehr fein. Mich nicht falsch zu verstehen, ich werde jetzt sicher ned zu rauchen beginnen, dem Inhalieren von Zigarettendunst kann ich immer noch nichts abgewinnen. Aber so eine Wasserpfeifn ist schon sehr gemütlich. Nichtraucherfreundlich, weil der Rauch ja nimmer so zum Husten ist, da er durchs Wasser geht, und der Apfelgeschmack, hmm.
Bei Gelegenheit täts mich dann auch reizen, dasz ganze mit Erdbeergeschmack zu probieren.
Danach sind wir noch weiter durch die Altstadt, ganz nett. Auf der Suche nach Abendessen wären wir dann fast schon wieder nachhause(in die Wohnung der Schweizerin) aufgebrochen, haben aber in einem Seitengassl eine Tapasbar entdeckt, die ziemlich voll war. War dann auch sehr gut, alleine schon die Tapas, die man zu den Getränken bekommen hat, liessen die standardmäszigen Oliven oder Nüsse, die man meistens zum Bier bekommt hier in Spanien, alt aussehen. Da haben wir dann auch ein Bier ausprobiert, das mir in der Vorwoche ein Spanier empfohlen hatte. Dort im Süden haben sie standardmäszig meist "Alhambra" was ned so oag toll ist, man bekommt aber auf Wunsch auch "Alhambra 1925" aus einer grünen etikettlosen(ist so ins Glas gepreszt wie bei alten CocaColaFlaschen) Flasche, und das ist schon recht yummy.
Freitag sind wirs dann a bissl ruhiger angegangen. Sprich, nach reichhaltigem Frühstück in der Wohnung haben wir die Strände der Umgebung einer genaueren Untersuchung unterzogen. Sind nicht so die Postkartenstrände wie in der Karibik oder mancherorts in Griechenland, aber ganz in Ordnung. Nochdazu war ich seit meiner Ankunft hier im September noch nie am Meer, ich hab gerade ein Mal ein wenig Atlantik gesehen wie ich zu Weihnachten mit dem Flugzeug Richtung Frankfurt geflogen bin, und das war die französische Küste. Mir daugts ja ziemlich so am Meer. Es war noch ned wirklich warm, aber eine wenig Sonne und kein Regen mehr, mit einem Pullover, war es auch ganz angenehm.
Eines noch zu der Wohnung der Schweizerin: Im Wohnzimmer steht ein groszer Fernseher. Ist ja fast was Besonderes, wenn man so ohne Fernseher lebt(in Madrid), nochdazu hat der über hundert Kanäle, was für jemand aus dem guten alten ORF-Monopol-Österreich ja auch nicht so normal ist. Allerdings kommt die Schweizerin aus dem französischsprachigen Teil der Schweiz, das heiszt: All die tollen Kanäle waren in Französisch, inclusive MTV. Naja. Aber auf der Rückfahrt Richtung Wohnung am Freitag hab ich dann erfahren, dasz ihre Mutter deutschsprachig ist, weshalb der Fernseher, der in ihrem Schlafzimmer steht, haufenweise Deutsche Sender gespeichert hat, was der Satellit so hergibt. Unter anderem auch 3sat. Und, da klingelts natürlich gleich beim geübten Auslandsösterreicher: Die bringen ja immer die ZiB2! Überglücklich und mit Tränen in den Augen - o.k., so schlimm wars auch wieder nicht - hab ich dann so um kurz nach zehn nach einer halben Ewigkeit wieder einmal die ORF-Berichterstattung genieszen dürfen. Wie mans halt gewohnt ist, die Thurnherr brabelt daher, zu Gast war der Scheibner, ganz auf "ich bin so leiwand weil wir kommen doch in die Regierung und ich will einen leiwanden Ministerposten aber ich sag ned welchen" Danke Herr Milizwachtmeister! Im Groszen und Ganzen natürlich eh nix Bsonderes, aber halt ganz nett nach dem langen ORF-Entzug

*MuszMeineMonopolgebührZahlenMuszMeineMonopolgebührZahlenMuszMeineMonopolgebührZahlen*
Des Samstags gings dann ab nach Sevilla, wir haben somit auch den gastfreundlichen golfplatznahen Ort verlassen, um die letzte Nacht in einem Hostal in Sevilla zu verbringen. Sevilla is scho schön. In weiten Teilen eine Postkartenstadt, wenn man so durch die ganzn verwinkelten Gassln wandert.. Und auszerdem ist es aus irgendeinem Grund in Sevilla auch immer 5 Grad wärmer als in der Umgegend wie z.B. Granada, obgleich beide Städte dieselbe Seehöhe haben, gleichweit vom Meer entfernt sind usw. Was mir auch gleich aufgefallen ist, dasz in der ganzen Stadt Bäume herumstehen, gut, das is nix besonderes, aber das waren alles trächtige Orangenbäume, will sagen, auf einem jeden hingen haufenweise Orangen, weil die dort gewachsen sind. Die gröszte gothische(glaub ich) Kirche der Welt steht dort auch herum, ganz nett, vor allem auch weil die Form von Auszen ned so auf Fad wie die meisten anderen Kirchen aussschaut(drin war ich nicht). Am Abend haben wir dann beim Herumspazieren -sehr gemütlich bei den Temperaturen- eine Bar entdeckt, die ein ziemlich groszer Flamencoschauplatz war. In so einem überdachten Innenhof, voll mit Leuten. War so schon recht heisz da drin, möcht ned wissen, wie es da im Sommer ist.
In einem der Gassln war auf einem Balkon im ersten Stock ein Schild angebracht, dasz der Balkon für die Semana Santa(=Karwoche) zu vermieten sei. Da findet in Sevilla nämlich immer so ein groszes Kostümspectaculum statt. Der Balkon ist ca. einenhalb mal einen halben Quadratmeter grosz, und ob man durch die Wohnung drauf darf ist nicht dabeigestanden. Eine Woche am Balkon, Leut gibts.. Unser Franzose hat in dem Hostal, wo wir waren, gefragt, ob man noch was reservieren kann für Ostern, aber keine Chance, da musz man mindestens ein halbes Jahr vorher oder so reservieren, scheint recht beliebt zu sein.
Sonntag Morgen haben wir neben dem Hostal in einem kleinen Cafe gefrühstückt. D.h., nicht drinnen, sondern drauszen. Da hatten wir noch Pullover an, war im Schatten, aber tagsüber war dann ein T-Shirt bei weitem ausreichend, strahlender Sonnenschein, das gefällt! Angeschaut haben wir noch den Alcazar, auch so ein Königspalast, nicht so alt wie die Alhambra, aber auch recht arabisch beeinfluszt. Besonders schön ist da der riesige Garten. In mehrere Bereiche eingeteilt, und bei so einem Kaiserwetter herrlich. So eine Anhäufung von ziemlich hohen Palmen hat ja auch was, waren höher als der Palast selbst. Die Plaza España haben wir dann natürlich auch noch besichtigt, und was sonst noch so herumsteht an altem, geschichtsträchtigen Zeugs. Sehr genossen habe ich das, bei dem Klima. Auf Anzeigetafeln in der Stadt hat es tagsüber immer so 21ºC angezeigt, wie wir dann so um halb sechs Richtung Madrid aufgebrochen sind, sind wir bei einer Tafel vorbeigekommen, die 23º angezeigt hat. Da kommt es einem in Madrid dann direkt kühl vor, musz ich sagen.
Auf der Rückreise im Auto des Franzosen, ein Peugot, war er dann schon a bissl müde, weshalb er mich dann fahren liesz. Bin das erste Mal seit letztem August wieder gefahren. Ganz unspektakukär, Autobahn, nur am Anfang war der Franzose dann seltsam ruhig wie er mich nach der Abfahrt gefragt hat, wie lange ich schon nicht mehr gefahren bin. Und nach den ersten zehn Minuten hat mir dann der Belgier von hinten auf die Schulter geklopft und gemeint, also es müsse ja nicht lustig/unterhaltsam sein, wenn ich sie fahre... Keine Ahnung, was genau er mir damit sagen wollte. Passiert ist nix, Spanier gibts jetzt auch nicht weniger wegen mir, weisz ned was die Leut immer haben.

Nun denn, so bin ich wieder in Madrid und harre der Dinge, die da noch so kommen. D.h., ich musz eigentlich was für die Uni machen, Jubel! im Lager der Turmspringer, meine Damen und Herren.

¡Hasta la vista!

CGA de Madrid

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