Monday, November 06, 2006

Toter Fisch

Date: 26.11.2002 18:00

¡Hola allemiteinander!

Nachdem ich meine Stimme fuer die Nationalratswahl schon am Mittwoch Vormittag in der Botschaft abgegeben hatte, dachte ich mir, den Mittwochabend kann ich ohne Ruecksicht auf Verluste verbringen. Deshalb bin ich auch der Einladung von ein paar Schweizern gefolgt, Sushi essen zu gehen. Dazu ist folgendes zu sagen: Ich habe vorher noch nie Sushi gegessen. Erstens, weil ich mich mit der Idee des Verzehrs rohen Fisches noch nie so recht anfreunden konnte, und zweitens, weil aufgrund der Tatsache, dasz Oesterreich ein Binnenland ist, der Fisch aus dem Meer ja wohl nur schwerlich ein frischer sein kann in good old A. Mir hat auch einmal eine Nachbarin erzaehlt, dasz eine VKI-Studie aus eben diesem Grund ergeben hat, dasz das Sushifischzeugs in Oesterreich zu mindestens 80 Prozent eben nicht mehr wirklich sooo toll ist(weshalb sie in Sushilokalen immer nur das Seetangzeug ist - jedem das Seine). Aber hier bin ich ja in Madrid, dasz dafuer bekannt ist, die frischesten Fische ganz Spaniens zu haben, sogar frischer als in so manch einer spanischen Stadt mit direktem Zugang zum Meer. Und so habe ich mich also unter vollkommener Verdraengung meiner geistigen Kraefte darauf eingelassen. Nun ja, was soll ich sagen, es war erwartungstreu. Der Fisch war frisch, kalt und tot(wir sind ja nicht in Japan).
Und genauso wie bisher auch mag ich grundsaetzlich diesen Fischgeschmack, auch als a roher, nicht. War also ganz in Ordnung, fuer Leute die was ueber haben fuers Fischige. Was natuerlich auch nicht fehlen durfte: Neben mir sasz ein deutscher Wichtigtuer (auf "intelektuell"), der nach dem Verzehr eines in Seetang gerollten Stueckchens toter Fisch nicht umhin konnte, von sich zu geben:"Hmmmmm, dasssja koestlich, genial" Idiot. Weil Sushi ja jetzt so in ist, gibt's halt auch haufenweise Leute, die vorher nie rohen Fisch gegessen haetten, aber jetzt statt ihrer eigenen Meinung sowas von sich geben, weil man Sushi ja "genial" finden musz um nicht hintan zu stehen. Ich selbst hab's einmal probiert, dankeschoen, musz nicht wiederholt werden.
Boeses Erwachen am Morgen danach gab's keines, wie gesagt, der Fisch war frisch. Fuer Donnerstag Abend waren wir(ca.fuenf) bei einem Franzosen aus Lyon zum Essen eingeladen, mit dem ich auch in Lissabon war. Um das Ganze spanischer zu gestalten, wollte er auch Sangria auftischen, sprich meine Hilfe war gefragt. Sie halten mich hier naemlich fuer einen Tortilla- und Sangriameister, warum auch immer. Infolge dessen hab ich michdann schon am Nachmittag mit dem Franzosen getroffen, um zwei Sangriapoette anzuruehren. Das Problem war nur, dasz der Franzose erst um 17 Uhr Zeit hatte, weshalb der Sangria nicht genug Zeit zum Reifen hatte(fuer alle Unwissenden:Mindestens(!) einen halben Tag), was man z.B. daran gemerkt hat, dasz die Fruechte noch nicht einmal halb mit Wein durchtraenkt waren. No, sooo schlecht war er auch wieder nicht, nur haben wir gleich fix beschlossen, wir muessen uns nochmals zur gemeinsamen Sangriaproduktion(incl. Verkostung) treffen. Zu essen gab's dann einen vorzueglichen Salat(nicht nur gruen, allerlei), danach diverse Wurstwaren(incl.Salami), die der Franzose allerdings ohne Brot aufgetischt hat, da er Wurst immer ohne Brot iszt, und dann Kartoffelpuffer ohne alles(haetten eigentlich zum Wurstgang gehoert, ging sich zeitlich nicht aus mim Kochen), die wirklich nach nix geschmeckt haben, auszer nach dem Salz, das ich nach dem ersten Kosten druebergeschuettet habe. Die in etwas Oel aufgeheizte Erdaepfelmasse war angeblich eine Lyoner Spezialitaet. Zum Abschlusz gab's Kaese, wiederum ohne Brot. Das heiszt Abschlusz, naja, danach haette ich auch noch ein Joghurt haben koennen, und einer der WG-Kollegen des Franzosen hat uns dann noch so eine Art Cremekuchen serviert, eine mexikanische Spezialitaet, wenn ich mich recht erinnere. Ein belgischer Freund von mir hat uebrigens gemeint, es war direkt wenig, da der Franzose bei der letzten Einladung sieben Gaenge aufgetischt hatte. Na, fuer mich war's reichlich, und gut.
Freitags war ich ebenfalls zum Essen eingeladen, diesmal bei meinen Madrider Freunden. Das Essen war eine Spur exquisiter und die Leute eine Spur ruhiger, naja, waren alles so Ende-Zwanziger und nicht mehr Studenten. Habe sehr gut gegessen und auch Spasz gehabt. War auch das erste Mal, das ich mit jemand aus Andalusien gesprochen habe. Der Unterschied ist der, dasz die Leute aus Andalusien beim Sprechen alle "s" und auch sonst so ziemlich alles, was nicht gerade so wichtig ist, einfach nicht aussprechen, was dann ganz schoen schwer zu verstehen sein kann fuer arme Erasmusstudenten im ersten Semester. Aber witzig ist es allemal - auch wenn man einem Spanier ins Gesicht sagt, dasz man ihn kaum versteht, er darauf boese schaut und man einiges improvisieren musz, um die Lage wieder zu entschaerfen. Beim Heimgehen hab ich dann noch wie ausgemacht versucht, Freunde von mir am Mobiltelephon zu erreichen, konnten ihr Telephon aber nicht mehr wirklich handhaben, ihre Party war zu gut, wie ich am naechsten Tag erfahren habe.
Samstag Abend hab ich mich mit Freunden getroffen, die das Fuszballmatch Barcelona-RealMadrid anschauen wollten, in einem Lokal, weil das nur auf PayTV laeuft. Aber keine Sorge, nachdem Verzehr von ein paar guten Tapas und zweier Glaeser Bier hab ich das Lokal nach der ersten Viertelstunde verlassen, wen interessiert schon Fuszball, andere Freunde von mir hier hatten schon am Nachmittag auch fuer mich Karten fuer den neuen Bond besorgt, der laeuft hier seit Freitag. Und, ja, ich habe schon Spanier gehoert, die "Bond, Chames Bond"(deutsch lesen) sagen.
Sonntags war ich dann mit zwei Maedeln aus meiner WG(Canada+Belgien) endlich im Thyssenmuseum. Das ist nach dem Prado(kennt wohl jeder) und der Reina Sofia(wie Prado, gefaellt mir aber besser, weil modernere Kunst) das dritte grosze Museum hier in Madrid. Zeigt ganz gut den Uebergang von der klassischen zur modernen Kunst, bis hin zu Popart usw.(Liebe Kunstgeschichtestudenten, verzeiht meine etwas stuemperhafte Ausdrucksweise in diesem Bereich, ich mag halt einfach die Bilder, punktum)
Wie ich dann vom Museum zurueckgekommen bin, so ca. um sieben, hat mich mein Vater angerufen und mir die aktuellen Hochrechnungswerte durchgegeben, er wollte mich informieren, bevor sie "die erste Sektflasche oeffnen", sie waren auf einer kleinen Wahlparty. Nun, ich war auch sehr erfreut(und jetzt bitte keine angfressenen mails von Busenkauer-Anhaengern usw.). Ich hab zwar am Sonntag keine anderen Oesterreicher mehr getroffen(Anmerkung: Bei den deutschen Wahlen gab's hier eine sehr gemuetliche Wahlparty im Goetheinstitut, laut unsrer Botschaft gibt's in Madrid nicht einmal ein oesterreichisches Kulturinstitut), aber der Vorarlberger im Sprachkurs war auch am Montag noch sehr erfreut.
Motag Abend haben mich ein paar Deutsche Freunde gefragt, ob ich Ende Jaenner aufs hiesige RedHotChilliPeppersKonzert mitgehen will. Naja. Ich musz schon sagen, die dreiszig bis vierzieg Euro(!) gebe ich lieber dafuer aus, mir noch eine weiter Stadt Spaniens anzuschauen. Naechtes Wochenende wollen wir(sechs Personen) z.B. nach Salamanca, Hin- und Rueckfahrt mitn Bus kostet ganze 18 Euro. Jeder hat seine Praeferenzen.

Wir sehen uns in Las Vegas wieder,

¡Hasta la vista!

CGA de Madrid

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